In der Ausstellung kommen ehemalige und aktuelle Mitarbeitende des Museums aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern zu Wort und schildern ihre Erinnerungen an die DDR-Zeit und die Transformationsphase in den frühen 1990er Jahren. Darüber hinaus haben wir auch Video-Interviews mit Dresnder:innen aus mirgrantischen Communities und Kulturschaffenden geführt, die über ihre Erfahrungen und Aktivitäten in der späten DDR berichten.
Über die Ausstellung
Volkseigener Betrieb (VEB) bezeichnete in der DDR die Rechtsform von staatlichen Unternehmen. Streng genommen war das Deutsche Hygiene-Museum kein echter VEB – funktionierte aber ganz ähnlich.
Was kann die DDR-Geschichte des Museums über die Gesellschaft und Arbeitswelt eines Staates erzählen, den es nicht mehr gibt?
Alltags- und Diktaturerfahrung in der DDR stehen heute in Ost und West erneut im Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten. Mit dem Rückblick ermöglicht die Ausstellung ein generationsübergreifendes Gespräch über das Leben im sozialistischen deutschen Staat und über den Systemwechsel nach 1989.
Die Ausstellung richtet sich gleichermaßen an ein Publikum mit ostdeutscher Sozialisation wie an Besucher:innen, denen die DDR aus eigenem Erleben nicht vertraut ist. Zahlreiche Video-Interviews mit Zeitzeug:innen ergänzen die Ausstellung um individuelle Perspektiven auf ein wichtiges Kapitel der Museums- und Zeitgeschichte.
Mit der neuen Ausstellung lädt das Museum in Dresden zur „Betriebsbesichtigung“ ein. Doch damit geht es nicht nur um den Blick in das eigene Haus. Vielmehr steht das Haus exemplarisch für andere Betriebe und das Land als Ganzes. Die Ausstellung blickt ins Museum, in die Stadt und in die DDR-Gesellschaft.
Pressestimmen
Galerie
Fotos: Anja Schneider
Werke: Bild 4 links, 5 vorn, 9 vorn: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Bild 5 hinten: © Matthias Griebel
Ausstellungskapitel
I. Netzwerke
Die Wanderausstellungen und Lehrmittel des Deutschen Hygiene-Museums wurden weltweit vertrieben und erwirtschafteten für die DDR Devisen in erheblicher Größenordnung. Die umfangreiche Produktpalette, die Besuche von Delegationen aus aller Welt und die Aktivitäten der „Reisekader“ des Museums werden vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Außenpolitik der DDR behandelt. Mit einem Exkurs über die internationalen Beschäftigten am Museum, Vertragsarbeiter:innen in Dresden und Studierende aus befreundeten Ländern werden ostdeutsche Migrationsgeschichten sichtbar, die bis in die Gegenwart reichen.
II. Macht
Die Leitungsstrukturen waren von den politischen Machtkonstellationen in der DDR geprägt. Wie groß war der Einfluss der SED? Welche Schnittstellen gab es zwischen dem Museum und dem Ministerium für Staatssicherheit? Wo verliefen Grenzen und welche Freiräume konnten genutzt werden? Am Beispiel der Umweltverschmutzung wird gezeigt, wie das DHMD Themen aus politischen Gründen fallen ließ, die dann außerhalb des Museums mit zivilgesellschaftlichem Engagement behandelt wurden. Schließlich wird auch die Improvisations- und Reparaturkultur in der DDR in den Blick genommen, mit der angesichts der verbreiteten Materialknappheit nicht nur der Betrieb des DHMD am Laufen gehalten werden konnte. Die Belegschaften verfügten durch solche Kompetenzen über eine erhebliche Machtposition jenseits des offiziellen Hierarchiegefüges.
III. Produktion
In dieser Abteilung werden die Produktionsbedingungen und Arbeitsabläufe in den Werkstätten und Ateliers des Museums für das Publikum lebendig. Mit welchen Ressourcen wurden hier welche Produkte entwickelt und seriell hergestellt? Was prägte die sozialistische Arbeitskultur? Welchen gesellschaftlichen Stellenwert hatte die Qualität der Produkte? Die Ausstellung erläutert Prozesse, Materialien und Wissen der verschiedenen Gewerke und stellt einige der damaligen Beschäftigten vor.
IV. Klubhaus
Größere Produktionsbetriebe der DDR verfügten über ein eigenes Veranstaltungshaus für ihre Belegschaft, deren Familien und andere Interessierte. Auch das damalige DHMD kann als ein solches „Klubhaus“ verstanden werden: In seinen Räumlichkeiten wur-den nicht nur staatstragende Veranstaltungen abgehalten oder Gesundheitsaufklärungskampagnen vorgestellt, hier fanden auch unterschiedlichste kulturelle und gesellige Unternehmungen statt wie Schreibzirkel, Singeclubs oder Faschingsfeiern. Über diese Aktivitäten innerhalb des DHMD hinaus wird die offizielle, aber auch eigensinnige Klubkultur der DDR vorgestellt. Beispielhaft erinnert die Ausstellung an einige der prägenden Kulturereignisse im Dresden der 1980er Jahre.
EPILOG
Die Folgen der Wiedervereinigung schnitten auch tief in die Lebensläufe vieler Beschäftigten des DHMD ein. Mit der Auflösung der Produktion und Schließung verschiedener Abteilungen stand kurzzeitig sogar das Weiterbestehen des Museums in Frage. In der Zusammenarbeit erfahrener und neuer Mitarbeiter:innen konnte der Ausstellungsbereich neu ausgerichtet und die Grundlage für die erfolgrei-che weitere Entwicklung des Hauses gelegt werden.
Zeitzeug:innen in der Ausstellung
Gerhard Richters Diplomarbeit wird teilweise freigelegt
Objekte (Auswahl)
Begleitprogramm
Für Schulen
Führungen & mehr
Projekte
21. März | Donnerstag | 15 Uhr | 2 Stunden
Die DDR, meine Arbeit und ich. Rückblicke in unsere Fotoalben
Ausstellungsführung und Gespräch, max. 12 Personen mit Museumsticket kostenfrei
Anmeldung: service(at)dhmd.de, 0351 4846-400
Öffnen Sie Ihr Fotoalbum und bringen Sie ein Bild mit, das Sie heute an Ihr Arbeitsleben in der DDR erinnert. Im Anschluss an den Rundgang laden wir Sie ein zu einem Austausch über Ihre persönlichen Erlebnisse in der Arbeitswelt der DDR.
21. April | Sonntag | 11 Uhr
Exkursionen in die Gedenkstätte Bautzner Straße
Führung durch die Gedenkstätte mit dem Themenschwerpunkt „Staatssicherheit und Kulturinstitutionen“, bei dem es u. a. auch um die Situation im DHMD während der DDR-Zeit geht.
26. Mai | Sonntag | 10 bis 17 Uhr
15 bzw. 10 Euro (inkl. Lunch-Paket)
Hoyerswerda: DDR-Utopie und ihr Erbe. Ein Ausflug mit Reiseleitung, Stadtrundgang und Ortsgesprächen
Im Rahmen des Outreach-Projekts „DHMD unterwegs“
Inszenierte und interaktive Bustour zum Thema DDR-Architektur und Stadtplanung mit anschließender Stadtführung mit der Architektin Dorit Baumeister und kurzen Treffen mit Vertreter:innen der Stadtgesellschaft.
Inklusive Angebote
Öffentliche Führung in Deutscher Gebärdensprache
2. JUNI 2024, SONNTAG, 15 UHR
ohne Anmeldung, mit Museumsticket kostenfrei
Projektbeteiligte
Schirmherrschaft
Carsten Schneider,
Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland
Kuratorinnen
Sandra Mühlenberend
Susanne Wernsing
Projektteam
Rebekka Rinner, kuratorisch-wissenschaftliche Projektassistenz
Si Cao, Beauftragte 360° - Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft
Thi Nga Nguyen, Werkstudentin
Friederike Kantzenbach, Praktikantin
Ausstellungsgestaltung
Susanne Hopf, Szenenbildnerin
Mathis Neidhardt, Bühnenbildner
Installation Machtraum
Michael Birn, Bildender Künstler und Szenograf
Künstlerische Arbeiten u.a. von:
Andreas Borchert, Mahmoud Dabdoub, Ingrid Griebel-Zietlow, Harald Hauswald, Thomas Heise, Martin Hoffmann, Eva Schulze-Knabe, Künstlergruppe Erfurt, Simon Menner, Willi Neubert, Alexander Neumann, Yael Reuveny, Andreas Rost, Ilse Ruppert, Annette Schröter, Maria Sewcz, Willi Sitte, Hartmut Staake, Jenny Wiegmann-Mucchi, Jürgen Wittdorf