Blick auf das Museumsgebäude aus dem abendlichen Innenhof

Museum vom Menschen

Wissenschaft und Gesellschaft, Kunst und Kultur

Das Deutsche Hygiene-Museum: Kurzportrait

Das Deutsche Hygiene-Museum ist mehr als ein Museum im herkömmlichen Sinne. Im Jahr 1912 gegründet, versteht sich das Haus als ein offenes Forum für Debatten - offen für jeden, der interessiert ist an den kulturellen, sozialen und wissenschaftlichen Umwälzungen unserer Gegenwart.

Ausstellungen

Die Sonderausstellungen beschäftigen sich mit aktuellen und sozial relevanten Fragestellungen aus Wissenschaft und Gesellschaft, Kunst und Kultur - von "Future Food", "Im Gefängnis", "Von Pflanzen und Menschen", "Rassismus" bis hin zu "Künstliche Intelligenz".

Die populärwissenschaftliche Dauerausstellung widmet sich dem "Abenteuer Mensch", das mit Exponaten, Medieninstallationen und vielen interaktiven Stationen rund um die Themen Körper und Gesundheit auf einem abwechslungsreichen Parcours in Szene gesetzt ist. Die Dauerausstellung präsentiert auch zahlreiche Objekte aus der umfangreichen Sammlung des Museums - darunter die weltberühmte "Gläserne Frau". Das erlebnisorientierte Kinder-Museum "Welt der Sinne" ergänzt diesen zentralen Bereich des Museums.

Bildung

Die Vermittlung ist traditionell ein wichtiger Eckpfeiler des Museums. Für Schulklassen und andere Besuchergruppen bietet das Haus ein differenziertes und inklusives Führungs- und Bildungsangebot sowie unterhaltsame Publikumsveranstaltungen an.

Veranstaltungen

Auch nach Schließung der Ausstellungen ist das Museum ein lebendiges Kulturzentrum. Ein breit gefächertes wissenschaftliches und kulturelles Veranstaltungsprogramm bietet populäre und anspruchsvolle Vorträge, Diskussionsrunden und Tagungen, Konzerte oder literarische Lesungen.

DREI GRÜNDE, WARUM DAS DEUTSCHE HYGIENE-MUSEUM SO HEISST - UND NICHT ANDERS!

Institutionsgeschichte

Das Deutsche Hygiene-Museum wurde 1912 in der Phase des allgemeinen Reformklimas gegründet, das nach der Jahrhundertwende viele Bereiche der Gesellschaft erfasst hatte. Hygiene wurde damals in einem umfassenden Sinne als Ausdruck für Fortschritt und Modernität verstanden – im Gesundheitswesen und Städtebau, in Arbeitswelt und Freizeit oder beim Sport und der Körperpflege. Hygiene stand demnach für eine nach wissenschaftlichen Erkenntnissen organisierte Gesellschaft, die eine gesunde Lebensführung des Einzelnen und breiter Bevölkerungsschichten ermöglichen sollte. Mit seinen Ausstellungen zu diesen Themen trug das Museum insbesondere während der Weimarer Republik maßgeblich zur Demokratisierung des Bildungs- und Gesundheitswesens bei. An diese Bedeutungsschicht des Hygienebegriffs knüpft der Name „Deutsches Hygiene-Museum“ bis heute an.

NS-Geschichte

Das Deutsche Hygiene-Museum hat sich während der NS-Zeit als Propagandaorganisation aktiv an der Durchsetzung der sogenannten „Rassenhygiene“ beteiligt. Seither ist der Hygienebegriff untrennbar mit der Erinnerung an die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten verbunden. Der Name „Deutsches Hygiene-Museum“ ist ein Bekenntnis auch zu diesem Teil der Institutionsgeschichte. Damit verbunden ist die Verpflichtung, sich kritisch und kontinuierlich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, etwa in der Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“ oder in Sonderausstellungen wie „Tödliche Medizin. Rassenwahn im Nationalsozialismus“ (2006) oder „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“ (2018).

Kommunikation und Marketing

Für diejenigen, die das Museum nicht kennen, klingt der Name „Deutsches Hygiene-Museum“ nicht nur befremdlich, er ist auch missverständlich und weist in die falsche Richtung. Denn die historische Bedeutung des Begriffs „Hygiene“ und die Erwartungen und Assoziationen, die wir heute mit ihm verbinden („Händewaschen? Zähneputzen?“), stimmen keineswegs mit der aktuellen Programmatik als „Museum vom Menschen“ überein. Dieses kommunikative Missverständnis kann allerdings auch eine erhöhte Aufmerksamkeit erzeugen und in die Frage münden, was das denn wohl für ein Museum sein mag. Aus Marketingperspektive kann es kaum einen besseren Ausgangspunkt geben, um über das Museum mit dem seltsamen Namen ins Gespräch zu kommen. Auch das ist ein weiterer Grund, an der traditionellen Marke „Deutsches Hygiene-Museum“ festzuhalten.