Die Gläserne Kuh, die Gläserne Frau, das Gläserne Pferd und der Gläserne Mann in einem weißen Raum mit gehängten Bildern im Hintergrund.

Gläserne Figuren: Ausstellungsikonen des 20. Jahrhunderts

Ein interdisziplinäres Forschungskolleg zur langfristigen Bewahrung von Objekten aus Kunststoff

Das Projekt

Seit der Erstpräsentation eines Gläsernen Mannes 1930 sind die Gläsernen Figuren zu den bekanntesten Ausstellungsobjekten des Deutschen Hygiene-Museums (DHMD) geworden. Diese transparenten Körpermodelle wurden nicht aus Glas, sondern vorwiegend aus dem Kunststoff Celluloseacetat gefertigt, der ab dem frühen 20. Jahrhundert als Industrieprodukt zur Verfügung stand. Objekte, die aus diesem Material hergestellt wurden, finden sich heute in vielen Museumssammlungen. Celluloseacetat ist jedoch starken und schnell ablaufenden Alterungsprozessen wie Schrumpfung, Vergilbung und Versprödung unterworfen, für die bislang kaum Behandlungsmöglichkeiten vorliegen.

An dieser Problematik setzte das Forschungsprojekt „Gläserne Figuren – Ausstellungsikonen des 20. Jahrhunderts“ an, das zwischen November 2016 und Mai 2022 am DHMD realisiert wurde. Dabei kooperierte das DHMD mit dem Studiengang Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut der Hochschule für Bildende Künste Dresden, dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS) der Technischen Hochschule Köln sowie der Professur für Organische Chemie der Polymere der Technischen Universität Dresden. Gefördert wurde das Projekt von der VolkswagenStiftung in der Förderlinie „Forschung in Museen“. 

Ausgangspunkt des Projekts waren die Gläserne Figuren in der Sammlung des DHMD. Zwei Doktoranden der Hochschule für Bildende Künste Dresden untersuchten insgesamt 16 Gläserne Figuren. Im Ergebnis ist ein tragfähiges Konservierungs-, Restaurierungs- und Präsentationskonzept für die „Gläsernen Figuren“ des DHMD entstanden, das auch von anderen Museen für ihre eigenen Objektbestände adaptiert werden kann. 

Als zentral für den langfristigen Erhalt der Figuren hat sich die präventive Konservierung herausgestellt. Nach den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Forschung ist die Verlangsamung der Alterung des für die inneren Organe und Außenhaut der Figuren verwendeten Celluloseacetats von besonderer Bedeutung für ihren zukünftigen Erhalt. Dazu  werden Klimawerte von 15°C und 30% rF für die Lagerung empfohlen. Darüber hinaus sollte die als Abbauprodukt bei der Alterung entstehende Essigsäure abgeführt werden. 

Die Möglichkeiten der aktiven Konservierung und Restaurierung haben sich dagegen als begrenzt erwiesen. Die Alterung von Celluloseacetat ist – wie bei vielen Kunststoffen – nicht reversibel. Schadensbilder wie Schrumpfung, Vergilbung oder Weichmacherverlust lassen sich nur sehr eingeschränkt behandeln. Darüber hinaus verhindert der Aufbau der meisten Gläsernen Figuren mit ihrer geschlossenen transparenten Außenhaut den Zugang zu Schadstellen. Dennoch konnten exemplarisch Maßnahmenkonzepte für ausgewählte Gläserne Figuren aus dem Sammlungsbestand des DHMD vorgelegt werden, die bereits umgesetzt wurden.

Zum Abschluss des Forschungsprojekts ist im Mai 2022 eine Publikation erschienen, die die konservierungswissenschaftlichen Forschungsergebnisse vorstellt und gleichzeitig die Auswertungspotentiale des vielfältigen Sammlungsbestands Gläserner Figuren am DHMD beleuchtet. 

Die Objekte können über unsere SAMMLUNG ONLINE  eingesehen werden.

Internationale Abschlusstagung

Am 19./20. September 2019 wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts im Rahmen der internationalen Abschlusstagung Kunststoffe für die Ewigkeit? Gläserne Figuren und andere Austellungsikonen erforschen und erhalten vorgestellt.

ZUM TAGUNGSARCHIV

Galerie

Zum Auftakt des Forschungsprojekts fand am 20. Juni 2017 ein Workshop mit Vertretern internationaler Museen und Forschungseinrichtungen statt, darunter MitarbeiterInnen des Getty Conservation Institute Los Angeles, des Science Museums London, des Bergbaumuseums Bochum, der Neuen Sammlung München und des Deutschen Museums München. Neben einem Erfahrungsaustausch zum Umgang mit Kunststoffobjekten standen Fragen der Materialanalyse und Konservierung von Cellulose-Kunststoffen im Vordergrund.
Anfang September 2017 wurde die Gläserne Kuh, die im Themenraum "Essen und Trinken" der Dauerausstellung ausgestellt ist, auf Schäden und Alterungsspuren untersucht. Innerhalb des Forschungsprojekts werden insbesondere der Alterungsprozess und konservatorische Maßnahmenkataloge für Kunststoffobjekte aus Celluloseacetat erforscht. Celluloseceatat wurde vielfach für die Herstellung der transparenten Außenhaut und inneren Organe der Gläsernen Figuren verwendet – auch bei der Gläsernen Kuh.
Anfang Februar 2018 untersuchte das Projektteam auch die Gläserne Frau, die als Dauerleihgabe des Deutschen Historischen Museums Berlin im ersten Raum der Dauerausstellung zu sehen ist. Bei der Figur von 1935/36 handelt es sich um einen der ältesten erhaltenen Gläsernen Menschen. Die Projektmitarbeiter vermaßen die Figur neu, machten Mikroskopaufnahmen und entnahmen Materialproben.
Zum Auftakt des Forschungsprojekts fand am 20. Juni 2017 ein Workshop mit Vertretern internationaler Museen und Forschungseinrichtungen statt, darunter MitarbeiterInnen des Getty Conservation Institute Los Angeles, des Science Museums London, des Bergbaumuseums Bochum, der Neuen Sammlung München und des Deutschen Museums München. Neben einem Erfahrungsaustausch zum Umgang mit Kunststoffobjekten standen Fragen der Materialanalyse und Konservierung von Cellulose-Kunststoffen im Vordergrund.
Anfang September 2017 wurde die Gläserne Kuh, die im Themenraum "Essen und Trinken" der Dauerausstellung ausgestellt ist, auf Schäden und Alterungsspuren untersucht. Innerhalb des Forschungsprojekts werden insbesondere der Alterungsprozess und konservatorische Maßnahmenkataloge für Kunststoffobjekte aus Celluloseacetat erforscht. Celluloseceatat wurde vielfach für die Herstellung der transparenten Außenhaut und inneren Organe der Gläsernen Figuren verwendet – auch bei der Gläsernen Kuh.
Anfang Februar 2018 untersuchte das Projektteam auch die Gläserne Frau, die als Dauerleihgabe des Deutschen Historischen Museums Berlin im ersten Raum der Dauerausstellung zu sehen ist. Bei der Figur von 1935/36 handelt es sich um einen der ältesten erhaltenen Gläsernen Menschen. Die Projektmitarbeiter vermaßen die Figur neu, machten Mikroskopaufnahmen und entnahmen Materialproben.