Freiheit Eine unvollendete Geschichte

20. Jun 2025 - 31. Mai 2026

Über die Ausstellung

Freiheit heute - eine umkämpfte Idee

Während die Menschen in autoritären Staaten heute um ihre Freiheitsrechte kämpfen, wird in Demokratien darüber gestritten, was Freiheit überhaupt bedeutet: Waren die Einschränkungen der individuellen Freiheitsrechte während der Corona-Pandemie gerechtfertigt? Darf den Bürger:innen im Namen des Klimaschutzes vorgeschrieben werden, welche Heizungen oder Autos sie nutzen dürfen? Geht Eigennutz vor Gemeinwohl – oder verhält es sich gerade umgekehrt?

Der Begriff der »Freiheit« wird in diesen Debatten für ganz entgegengesetzte politische Ziele in Anspruch genommen. So werden die Forderungen historischer Freiheitsbewegungen inzwischen auch von rechtspopulistischen Gruppen benutzt, die sich gleichzeitig radikal gegen eine liberale Gesellschaft wenden. Zum besseren Verständnis dieser Konfliktlage können Sie zunächst einen Blick in die Vergangenheit werfen: Ausgehend von den Revolutionen seit dem 18. Jahrhundert folgen Sie der unvollendeten Geschichte der Freiheit bis zu den Bürgerrechtler:innen in Polen, Tschechien und Ostdeutschland vor und nach 1989. Worin glichen und worin unterschieden sich diese Freiheitsbewegungen? Was haben uns ihre Ideale heute noch zu sagen?

 

Eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums in Kooperation mit dem Europäischen Solidarność-Zentrum in Danzig, der Nationalgalerie in Prag und dem Nationalmuseum in Breslau

Ausstellungsansichten

Foto: Isabel Noack
Im Hintergrund: La liberté raisonnée (Die zur Vernunft gebrachte Freiheit), Ausschnitt Cristina Lucas (* 1973), 2009, Videoinstallation, © Cristina Lucas; Foto: Anja Schneider
"Der Nachbar, der will fliegen", Wolfgang Mattheuer, 1984, Öl auf Leinwand, Foto: Anja Schneider
Foto: Isabel Noack
Foto: Anja Schneider
Foto: Isabel Noack
Vorn: Modell "Freiheit und die Stadt" von Tracey Snelling und Menschen aus Dresden (2025) // Hinten rechts: "Aufbruch", Norbert Wagenbrett, 1990, Öl auf Leinwand, Museum Utopie und Alltag/ Kunstarchiv Beeskow; Foto: Anja Schneider
Ein "Bildarchiv der Protestkultur" vermittelt interaktiv die Zusammenhänge von Inhalten, Symbolen und Codes unterschiedlicher politischer Kundgebungen der Jahre 2014–2025. Produktion: schnellebuntebilder, Berlin; Foto: Isabel Noack
Foto: Isabel Noack
Im Hintergrund: La liberté raisonnée (Die zur Vernunft gebrachte Freiheit), Ausschnitt Cristina Lucas (* 1973), 2009, Videoinstallation, © Cristina Lucas; Foto: Anja Schneider
"Der Nachbar, der will fliegen", Wolfgang Mattheuer, 1984, Öl auf Leinwand, Foto: Anja Schneider
Foto: Isabel Noack
Foto: Anja Schneider
Foto: Isabel Noack
Vorn: Modell "Freiheit und die Stadt" von Tracey Snelling und Menschen aus Dresden (2025) // Hinten rechts: "Aufbruch", Norbert Wagenbrett, 1990, Öl auf Leinwand, Museum Utopie und Alltag/ Kunstarchiv Beeskow; Foto: Anja Schneider
Ein "Bildarchiv der Protestkultur" vermittelt interaktiv die Zusammenhänge von Inhalten, Symbolen und Codes unterschiedlicher politischer Kundgebungen der Jahre 2014–2025. Produktion: schnellebuntebilder, Berlin; Foto: Isabel Noack

Abteilungen und interaktive Stationen

Zeichen der Freiheit

Die Freiheitsstatue in New York ist eines der bekanntesten Sinnbilder der Freiheit – aber bei weitem nicht das einzige! Die Kunstgeschichte ist voll von Motiven, in denen die Freiheit als Bezwingerin der Tyrannei oder als Hoffnungsträgerin dargestellt wird. Am Beispiel dieser Bildwelten können Sie in dieser Ausstellung nachvollziehen, wie das Ideal der Freiheit seit dem 18. Jahrhundert mit den Mitteln der Kunst in Szene gesetzt wird und bis heute nachwirkt.

Video: La liberté raisonnée (Die zur Vernunft gebrachte Freiheit), Ausschnitt 
Cristina Lucas (* 1973), 2009, Videoinstallation, © Cristina Lucas  

Handwerk der Befreiung

Wie konnten die Freiheitsbewegungen in Polen, Tschechien und der DDR die sozialistischen Herrschaftssysteme in ihren Ländern überwinden? In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Strategien die Bürgerrechtler:innen um Václav Havel in der damaligen ČSSR, die polnische Gewerkschaft Solidarność mit ihrer Leitfigur Lech Wałęsa oder die Opposition in der DDR verfolgt haben. Sie begleiten die damaligen Akteure auf ihrem langen Weg in die Freiheit: Von den internationalen Abkommen zur Meinungsfreiheit über die gesellschaftlichen Proteste, künstlerischen Aktionen und Verhandlungen an den Runden Tischen bis hin zu den ersten freien Wahlen.

Foto: Der Publizist Petr Uhl, die Bürgerrechtlerin Anna Šabatová und der spätere Staatspräsident der ČSSR Václav Havel 
Bohdan Holomíček (* 1943), 1984, Fotografie, © Bohdan Holomíček

FREIHEIT UND SOLIDARITÄT

Ein Grundsatz der osteuropäischen Freiheitsbewegungen lautete: Keine Freiheit ohne Solidarität! Heute stellt sich uns die Frage: Wie können der Anspruch auf individuelle Selbstverwirklichung, die Freiheit der anderen und gesamtgesellschaftliche Ziele in Einklang gebracht werden? Kann der Blick zurück in die Jahre vor und nach 1989 Impulse geben für ein solidarischeres Zusammenleben in Gegenwart und Zukunft? Im letzten Kapitel geben Ihnen aktuelle Video-Interviews, zeitgenössische Kunstwerke und mediale Installationen weitere Anregungen, sich intensiv mit diesen Fragestellungen auseinanderzu­setzen.

 

Bild: In the Name of God
Slavs and Tatars, 2013, Leinen, Baumwolle, Acrylfarbe, Privatsammlung, 
Berlin, Courtesy the Artists; Kraupa-Tuskany Zeidler

INTERAKTIVE STATIONEN

An mehreren Stationen sind Sie mit Ihrer Einstellung zur Freiheit selbst gefragt! Gleich zu Beginn können Sie Ihre eigenen Ideen aufschreiben, in eine Kugel stecken und auf eine Freiheits-Murmelbahn schicken, an deren Ende ihre Botschaften von den anderen Besucher:innen gelesen werden können. An einem digitalen Freiheitsbarometer können Sie messen, wie frei Sie sich im Vergleich mit anderen Besucher:innen fühlen. Und an einem Freiheits-Karaoke können Sie historische Reden selbst vortragen – von Charlie Chaplin bis Lisa Neubauer.

In einem medialen Bildarchiv der Protestkultur können Sie Inhalte, Symbole und Codes politischer Protestbewegungen der Jahre 2014–2025 nachvollziehen: Von den Demonstrationen zum Abtreibungsrecht in Polen über die Freiheitskundgebungen in Thailand, Sudan oder Iran bis hin zu den Dresdner Pegidaaufmärschen oder dem Sturm auf das Kapitol in Washington.

Zum "Freiheitsbarometer" geht es auch direkt hier: 

Kunstwerke (Auswahl)

Die Ausstellung präsentiert nicht nur historische Kunstwerke sondern auch zeitgenössische Arbeiten von Künstler:innen aus Polen, Tschechien und Deutschland, die z. T. aus den Beständen der kooperierenden Museen in Breslau und Prag stammen. Vertreten sind u. a. Pawel Althamer, Frédéric A. Bartholdi, Josef Čapek, Grupa Luxus, John Heartfield, Sven Johne, Krištof Kintera, Cristina Lucas, Wolfgang Mattheuer, Karel Miler, Ewa Partum, Tomasz Sarnecki, Anton Shebetko, Igor Simić, Slavs and Tatars, Gabriele Stötzer, Tracey Snelling oder Artur Żmijewski

Karl Marx Column - Birdhouse; Krysztof Bednarski (* 1953); 1991–2006 Bronze Nationalmuseum in Breslau
Tower of Permanent Progress and Decline, Krištof Kintera (* 1973), 2019, Mixed Media, Galerie Zdeněk Sklenář in Prag
Fatal egoist n.2 Krištof Kintera (* 1973) 2007, Metall, Kunststoff, Nationalgalerie Prag: Indem das Rad verformt und dadurch unbrauchbar gemacht wurde, thematisiert der Künstler die Grenzen der individuellen Freiheit.
Freiheit und die Stadt, Tracey Snelling (* 1970), 2025, Mixed Media, Courtesy of Tracey Snelling: In Kooperation mit Vertreter:innen migrantischer Communitys ist dieses Miniaturmodell der Stadt Dresden entstanden.
Die unerreichbare Treppe, Zdzisław Jurkiewicz (1931–2012), 1970 [2005], Holzfaserplatte, Nationalmuseum in Breslau
Kleistners Archiv, Sven Johne (* 1976), 2006, Zwei Schaukästen, 120 SW-Fotografien, 120 Farbfotografien, Text auf Wand, Courtesy: Sven Johne, KLEMM´S Berlin und Nagel-Draxler Köln, Berlin: Dieses Werk zeigt nicht nur Dutzende Fotos, die der Rostocker Alfred Kleistner von der Ostsee gemacht hat, sondern erzählt auch die Geschichte eines Mannes vor und nach seiner Flucht aus der DDR bis zu seinem Suizid.
Hinter den 7 x 7 Bergen Wolfgang Mattheuer (1927–2004) 1993, Öl auf Leinwand auf Holz, Sammlung Fritz P. Mayer, Frankfurt am Main/Leipzig
Die Wächter Grupa LUXUS 1994 Acryl auf Leinwand Nationalmuseum in Breslau
Veitstanz/Feixtanz, Gabriele Stötzer (ehem. Kachold, * 1953), 1988, Super-8-Film (2021 digitalisiert), 22 :34 Min., Gabriele Stötzer Courtesy Loock Galerie: Stötzer filmt in Erfurt Männer und Frauen, die sich an einem selbst gewählten Ort in Trance tanzen.
Karl Marx Column - Birdhouse; Krysztof Bednarski (* 1953); 1991–2006 Bronze Nationalmuseum in Breslau
Tower of Permanent Progress and Decline, Krištof Kintera (* 1973), 2019, Mixed Media, Galerie Zdeněk Sklenář in Prag
Fatal egoist n.2 Krištof Kintera (* 1973) 2007, Metall, Kunststoff, Nationalgalerie Prag: Indem das Rad verformt und dadurch unbrauchbar gemacht wurde, thematisiert der Künstler die Grenzen der individuellen Freiheit.
Freiheit und die Stadt, Tracey Snelling (* 1970), 2025, Mixed Media, Courtesy of Tracey Snelling: In Kooperation mit Vertreter:innen migrantischer Communitys ist dieses Miniaturmodell der Stadt Dresden entstanden.
Die unerreichbare Treppe, Zdzisław Jurkiewicz (1931–2012), 1970 [2005], Holzfaserplatte, Nationalmuseum in Breslau
Kleistners Archiv, Sven Johne (* 1976), 2006, Zwei Schaukästen, 120 SW-Fotografien, 120 Farbfotografien, Text auf Wand, Courtesy: Sven Johne, KLEMM´S Berlin und Nagel-Draxler Köln, Berlin: Dieses Werk zeigt nicht nur Dutzende Fotos, die der Rostocker Alfred Kleistner von der Ostsee gemacht hat, sondern erzählt auch die Geschichte eines Mannes vor und nach seiner Flucht aus der DDR bis zu seinem Suizid.
Hinter den 7 x 7 Bergen Wolfgang Mattheuer (1927–2004) 1993, Öl auf Leinwand auf Holz, Sammlung Fritz P. Mayer, Frankfurt am Main/Leipzig
Die Wächter Grupa LUXUS 1994 Acryl auf Leinwand Nationalmuseum in Breslau
Veitstanz/Feixtanz, Gabriele Stötzer (ehem. Kachold, * 1953), 1988, Super-8-Film (2021 digitalisiert), 22 :34 Min., Gabriele Stötzer Courtesy Loock Galerie: Stötzer filmt in Erfurt Männer und Frauen, die sich an einem selbst gewählten Ort in Trance tanzen.

Begleitprogramm

Führungen

Buchbare Führungen für Gruppen

Sind Sie so frei?

für Erwachsenengruppen – auch auf Tschechisch und Polnisch
Dauer: ca. 1h
Anmeldung: service(at)dhmd.de, Tel. 0351 4846-400

»Welche Freiheit ist mir groß genug?«

Führung mit ausgewählten Freiheits-Songs und dem Musikexperten Andreas Grosse von der Agentur "Musik zwischen den Welten"
Dauer: ca. 1h
Anmeldung: service(at)dhmd.de, Tel. 0351 4846-400

Jetzt reinhören: Musikbeispiel von Barbara Thalheim "Welche Freiheit ist mir groß genug?"

Mehr Infos zur Führung auf der Webseite von "Musik zwischen den Welten"

Öffentliche Führungen - ohne Anmeldung

Exkursion

Exkursion nach Prag

Am 31. Oktober 2025 findet im Rahmen der Deutsch-Tschechischen Kulturtage eine Fahrt nach Prag statt, inkl. Mittagessen, Besuch der Nationalgalerie und eines Theaters.

Für Schulen

Ab Klasse 8
Sonderausstellung bis 31.05.2025

Bildungs- und Vermittlungsprogramm ab Klasse 8

Führungen & Workshops für Schulklassen in der Sonderausstellung finden Sie hier

Projektbeteiligte

Schirmfrauschaft/Schirmherrschaft

Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (bis 6.5.2025)
Dr. Wolfram Weimer, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (ab 7.5.2025)


Kuratorisches Team

Dr. Viktoria Krason
Philipp Bürger
Kathrin Haase
Laura Schmidt
Bettina Beer


Ausstellungsgestaltung

Kooperative für Darstellungspolitik, Berlin
Distaff Studio, Berlin

Partner

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Solidaritätszentrum in Danzig, der Nationalgalerie Prag und dem Nationalmuseum in Breslau erstellt. Wir danken allen unseren Kooperationspartnern für ihr außerordentliches Engagement und ihre Kompetenz. Die Ausstellung wäre ohne die großzügige Leihgabe zahlreicher herausragender Kunstwerke aus den Sammlungen des Nationalmuseums in Breslau und der Nationalgalerie in Prag sowie zahlreicher historischer Objekte aus dem ECS nicht möglich gewesen.

Förderer

Gefördert durch