Ein Mann und eine Frau probieren den Scheibentorso im Raum 1 der Dauerausstellung aus.

"ERKENNE DICH SELBST!"

Visuelle Gesundheitsaufklärung mit Wissensobjekten aus dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden im 20. Jahrhundert

Das Projekt

Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden verkörperte zur Zeit seiner Gründung im Jahr 1911 neben dem Deutschen Museum in München, dem Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde in Düsseldorf und dem Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien einen neuartigen Museumstypus: das Sozialmuseum. Die Aufklärung des mündigen Staatsbürgers über neueste Erkenntnisse der Medizin, Biologie, Wirtschaft und Politik wurde zur Aufgabe des Museums erklärt. Die Aufforderung "Erkenne Dich selbst!" zielte vornehmlich auf das Wissen um den eigenen Körper und seine Gesunderhaltung. In erfolgreichen Ausstellungen, die unter diesem Titel vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden seit Mitte der 1930er Jahre in verschiedenen deutschen und europäischen Städten gezeigt wurden, konnten die Besucher ihren Gesundheitszustand unter Anleitung selbst überprüfen und damit in den Genuss neuester Untersuchungsmethoden kommen.

Die Ausstellungen in der Zeit des Nationalsozialismus wurden zugleich in den Zusammenhang der Volks- und Rassenideologie gestellt und erhielten eine neue Ausrichtung. Die Herstellung von Exponaten in hauseigenen Werkstätten stand von der ersten Dresdner Ausstellung ihrer Art 1903 bis zur Neukonzeption des Museums nach der Wende im Zentrum der Tätigkeit des Deutschen Hygiene-Museums. Dem Museum gelang es, sich mit der Entwicklung solcher innovativer Strategien und Vertriebsstrukturen zu professionalisieren und ein Massenpublikum zu erreichen.

Unter Leitung von PD Dr. Sybilla Nikolow untersuchte das  Forschungsprojekt diese Wechselbeziehungen zwischen Museumsobjekten, Wissensgeschichte, Bildung und Politik. Eine multidisziplinäre Perspektive auf die Objekte des Museums soll sowohl ihrem kognitiven Gehalt als auch ihrer Materialität und Medialität gerecht werden. Über die 100jährige Hausgeschichte hinaus kann damit beispielhaft nachvollzogen werden, welchen Anteil die von Dresden ausgehende Gesundheitsaufklärung für das neue Selbstverständnis des Körpers im 20. Jahrhundert hatte und auf welchen multimedialen Wegen dieses Wissen vermittelt wurde.

Projektergebnisse

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden vom 19. bis zum 21. September 2013 im Rahmen einer Tagung vorgestellt und in einem gleichnamigen Band in der Schriftenreihe des Deutschen Hygiene-Museums publiziert:

Schriftenreihe DHMD: "Erkenne dich selbst!" Strategien der Sichtbarmachung des Körpers im 20. Jahrhundert

ZU DEN PUBLIKATIONEN