Luft Eine für alle

09. Nov 2024 - 10. Aug 2025

Über die Ausstellung

Einladung zum Luftanhalten und Durchatmen

Luft ist allgegenwärtig und doch nicht zu fassen. Sie ist immer in Bewegung und bringt Lebewesen in Verbindung – über Ökosysteme und Erdzeitalter hinweg. Auch wir Menschen leben in und durch die Luft: Ungefähr 20.000 Mal am Tag atmen wir sie ein und wieder aus. Und doch verhalten wir uns so, als ob wir nicht in Abhängigkeit von ihr stünden. Durch unser Handeln verändern wir die Luft und damit zunehmend auch unsere Lebensbedingungen.

Die Ausstellung nimmt diese Veränderungen zum Anlass, neben den physikalischen Eigenschaften der Luft auch ihre sozialen Auswirkungen in den Blick zu nehmen – auf lokaler wie auf globaler Ebene. Folgen Sie den Bewegungen der Luft durch verschiedene Ökosysteme und Erdzeitalter und über nationale Grenzen hinweg.

Am Beginn der Ausstellungsrundgangs bringt ein Luftarchiv persönliche Lüfte und Luftwahrnehmungen zusammen. Nebelfänger, mit deren Hilfe in niederschlagsarmen Orten Wasser aus der Luft gefiltert wird, fangen in der Ausstellung Luftbewegungen und Luftphänomene für die Besucher:innen ein. Ein riesiges Klimaanlagenrohr erzählt von den Versuchen, die Luft unter Kontrolle zu bringen.

In die Ausstellung integriert sind zahlreiche Kunstwerke und interaktive Stationen, die dazu einladen, über globale Umweltfragen zu diskutieren, die mit dem Zustand der Luft zusammenhängen. Mit einem „Emissions-Memory“ können beispielsweise die oft abstrakten Größenordnungen von CO₂-Emissionen aufgedeckt werden.

 

Objekte (Auswahl)

Dieser älteste Mühlentyp Europas dreht sich ab dem 11. Jh. in Frankreich und Belgien und ist ab dem 15. Jh. in Deutschland die am weitesten verbreitete Mühle. Bockwindmühlen können den Wind aus allen Richtungen nutzen, denn sie sitzen beweglich auf einem senkrechten Pfahl und werden um diese Achse als Ganzes in den Wind gedreht. Daher sind sie auch eher klein. Dieser Mühlentyp besitzt schon eine horizontale Rotordrehachse, so wie nahezu alle modernen Windräder und -mühlen, Liebschützer Bockwindmühle, 1924/1928, © Deutsche Fotothek, Foto: Oskar Kaubisch
Dyson Zone™ Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung und abnehmbarem Visier mit gereinigter Luft, 2023, © Dyson
Im Jahr 1896 erschien der erste Wolkenatlas. Die jüngste Ausgabe 2017 des Internationalen Wolkenatlas fügt eine neue Kategorie, "Homogenitus", hinzu und enthält fotografische Abbildungen von anthropogenen Wolken wie Kondensstreifen und Wolken, die von Industrieanlagen erzeugt werden. Hier zusehen: Stratocumulus cumulogenitus homogenitus. Stratocumulus cumulogenitus homogenitus, WMO International Cloud Atlas, Foto: Karlona Plskova
Auf 400 Seiten beschreibt Thomas Baldwin seine eintägige Ballonfahrt. Begeistert dokumentiert er die Wirkung unterschiedlicher Flughöhen auf seinen Körper und unternimmt Geschmackstest mit Ingwer und Salz. So spektakulär wie die Sicht aus dem Ballonkorb im Jahr 1785 wohl ist, sind auch seine späteren Kupferstiche von der Reise: die ersten bekannten Bilder aus der Luft. Sie geben die veränderten Größenverhältnisse der Landschaft und die Krümmung des Horizonts wieder A view from the balloon at its greatest elevation, 1786, Kupferstich (Reproduktion), Aus: Thomas Baldwin, Airopaidia: containing the narrative of a balloon excursion from Chester, the eighth of September, 1785, taken from minutes made during the voyage, Chester: Fletcher, 1786, S. 58, Gemeinfrei 
Ab dem 19. Jahrhundert warnen im Bergbau Kanarienvögel vor „matten Wettern“ (schädlichen Gasgemischen) in der Grube. Hört ein Vogel auf zu singen, ist das ein Alarmzeichen: Die Bergleute bringen sich umgehend in Sicherheit. In diesem einst in England und Australien genutzten Käfig lässt sich ein Vogel mit Vergiftungserscheinungen wiederbeleben. Dafür wird durch den als Haltegriff dienenden Tank Sauerstoff in den Käfig geleitet, Vogelkäfig mit Sauerstoffzylinder, Siebe Gorman and Company Limited, 1920–1930, Metall, Glas, Kunststoff, Gummi, Pappmaché, LWL-Museen für Industriekultur, Foto: Inga Geiser
Die Hälfte des globalen troposphärischen Aerosols besteht aus Mineralstaub. Davon wiederum stammt die Hälfte aus der Sahara: rund eine Milliarde Tonnen pro Jahr. Der Sandstaub gelangt durch Passatwinde von Afrika über den Atlantik nach Südamerika. Von seiner Düngewirkung profitiert der dortige Regenwald ebenso wie das ozeanische Plankton. In der Erdatmosphäre streut Mineralstaub die Sonnenstrahlung und ist ein Kondensationskeim für Wolken. Saharastaub, niedergegangen in Thüringen 7.2.2021, mikroskopische Abbildung im polarisierten Licht (Reproduktion), Foto: Heiko4, via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Dieser älteste Mühlentyp Europas dreht sich ab dem 11. Jh. in Frankreich und Belgien und ist ab dem 15. Jh. in Deutschland die am weitesten verbreitete Mühle. Bockwindmühlen können den Wind aus allen Richtungen nutzen, denn sie sitzen beweglich auf einem senkrechten Pfahl und werden um diese Achse als Ganzes in den Wind gedreht. Daher sind sie auch eher klein. Dieser Mühlentyp besitzt schon eine horizontale Rotordrehachse, so wie nahezu alle modernen Windräder und -mühlen, Liebschützer Bockwindmühle, 1924/1928, © Deutsche Fotothek, Foto: Oskar Kaubisch
Dyson Zone™ Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung und abnehmbarem Visier mit gereinigter Luft, 2023, © Dyson
Im Jahr 1896 erschien der erste Wolkenatlas. Die jüngste Ausgabe 2017 des Internationalen Wolkenatlas fügt eine neue Kategorie, "Homogenitus", hinzu und enthält fotografische Abbildungen von anthropogenen Wolken wie Kondensstreifen und Wolken, die von Industrieanlagen erzeugt werden. Hier zusehen: Stratocumulus cumulogenitus homogenitus. Stratocumulus cumulogenitus homogenitus, WMO International Cloud Atlas, Foto: Karlona Plskova
Auf 400 Seiten beschreibt Thomas Baldwin seine eintägige Ballonfahrt. Begeistert dokumentiert er die Wirkung unterschiedlicher Flughöhen auf seinen Körper und unternimmt Geschmackstest mit Ingwer und Salz. So spektakulär wie die Sicht aus dem Ballonkorb im Jahr 1785 wohl ist, sind auch seine späteren Kupferstiche von der Reise: die ersten bekannten Bilder aus der Luft. Sie geben die veränderten Größenverhältnisse der Landschaft und die Krümmung des Horizonts wieder A view from the balloon at its greatest elevation, 1786, Kupferstich (Reproduktion), Aus: Thomas Baldwin, Airopaidia: containing the narrative of a balloon excursion from Chester, the eighth of September, 1785, taken from minutes made during the voyage, Chester: Fletcher, 1786, S. 58, Gemeinfrei 
Ab dem 19. Jahrhundert warnen im Bergbau Kanarienvögel vor „matten Wettern“ (schädlichen Gasgemischen) in der Grube. Hört ein Vogel auf zu singen, ist das ein Alarmzeichen: Die Bergleute bringen sich umgehend in Sicherheit. In diesem einst in England und Australien genutzten Käfig lässt sich ein Vogel mit Vergiftungserscheinungen wiederbeleben. Dafür wird durch den als Haltegriff dienenden Tank Sauerstoff in den Käfig geleitet, Vogelkäfig mit Sauerstoffzylinder, Siebe Gorman and Company Limited, 1920–1930, Metall, Glas, Kunststoff, Gummi, Pappmaché, LWL-Museen für Industriekultur, Foto: Inga Geiser
Die Hälfte des globalen troposphärischen Aerosols besteht aus Mineralstaub. Davon wiederum stammt die Hälfte aus der Sahara: rund eine Milliarde Tonnen pro Jahr. Der Sandstaub gelangt durch Passatwinde von Afrika über den Atlantik nach Südamerika. Von seiner Düngewirkung profitiert der dortige Regenwald ebenso wie das ozeanische Plankton. In der Erdatmosphäre streut Mineralstaub die Sonnenstrahlung und ist ein Kondensationskeim für Wolken. Saharastaub, niedergegangen in Thüringen 7.2.2021, mikroskopische Abbildung im polarisierten Licht (Reproduktion), Foto: Heiko4, via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Die Austellungsräume

Luftarchiv

200 Geschichten im Glas

Wir teilen sie miteinander und doch atmen wir nicht dieselbe Luft: Was auf den ersten Blick wie eine Sammlung leerer Gefäße erscheint, ist ein Archiv unterschiedlichster Lüfte und individueller Luftwahrnehmungen. Obwohl die Inhalte der Gläser fast immer gleich aussehen, unterscheiden sich die Proben stark voneinander: Jede einzelne erzählt davon, wie Luft Menschen auf vielfältigste Weise mit ihrer Umwelt in Beziehung setzt und zum Träger menschlicher Empfindungen wird.

Unsichtbar

Luft als Verbindung

Wie begreift man etwas, das sich nicht greifen lässt? Luft gibt den Menschen Rätsel auf. Sie ist unsichtbar, formlos und flüchtig. Was ist in der Luft? Wie lassen sich ihre Bewegungen nachvollziehen und wen verbindet sie miteinander? Wie wir diese Fragen beantworten, unterscheidet sich historisch und kulturell: Sie reichen von sinnlicher Wahrnehmung und wissenschaftlicher Beobachtung bis hin zu mythischen Erzählungen und religiösen Deutungen. Wie prägen diese Vorstellungen unser Verhältnis zur Luft und unseren Umgang mit ihr?

Vermessen

Luft unter Kontrolle

Luft steht nie still. Wir sind dem unaufhörlichen Wechsel ihrer Temperaturen, Zusammensetzungen und Bewegungen ausgesetzt. Und träumen davon, die Luft kontrollieren zu können. Heute wird sie wissenschaftlich vermessen, politisch reguliert und technisch gestaltet. Von „rauchfreien“ Städten bis hin zu Experimenten, die den Menschen völlig unabhängig von der Erdatmosphäre machen sollen: Wen schließen regulierte Luftzonen und künstlich erzeugte Klimata ein, wen aus? Wer bestimmt darüber, was gute und was schlechte Luft ist? Und wie widersetzt sich Luft, die unsichtbar, grenzüberschreitend und immer in Bewegung ist, diesen Kontrollversuchen?

Streitbar

Luft als Gemeingut

Wie auch die Hohe See oder die Antarktis ist die Erdatmosphäre keiner Regierung unterstellt: Sie gilt als globales Gemeingut. Das macht es schwierig, verbindliche Regeln für ihren Schutz und ihre Nutzung auszuhandeln. Gibt es ein Recht auf saubere Luft? Wie werden die Bedürfnisse aller atmenden Lebewesen berücksichtigt? Welche Chancen und Risiken liegen in technischen Lösungen wie dem Geo-Engineering?

Kunstwerke (Auswahl)

Ödipale Komplikationen (Flugversuch), Anna und Bernhard Blume, 1977 – 1978, Gelatine-Silberdrucke, Nachlass Anna & Bernhard Blume
Rikuo Ueda konstruiert Apparaturen, die den Wind zur schöpferischen Kraft machen: Wenn nur milde Lüftchen wehen, sind die Striche zart wie Kalligrafien, RIKUO UEDA: Windzeichnungen, 2015, Ota garden, Wind, Tinte, Acrylfarbe auf Hong Kong – Dollarnote, 7.5 x 14 cm, mit freundlicher Genehmigung der MIKIKO SATO GALLERY
Die Stadt Dehli, in der Vibha Galhotra lebt und arbeitet, kennt keinen Tag ohne schlechte Luft. Die Künstlerin widmet sich mit ihrer Arbeit Vayu, dem altindischen Gott des Windes, der Luft und des Lebenshauchs. Man sieht sie auf dampfenden Müllhalden, an befahrenen Straßen und den Baustellen einer kapitalgetriebenen Urbanität. Es geht ihr um handfeste Eigentums- und Besitzverhältnisse. Angetrieben von der Erkenntnis, dass Unternehmer „saubere Luft“ in Flaschen abfüllen und im Internet zum Verkauf anbieten. Vibha Galhotra: Breath by Breath, Delhi, 2016/17, Foto: Vibha Galhotra
Ödipale Komplikationen (Flugversuch), Anna und Bernhard Blume, 1977 – 1978, Gelatine-Silberdrucke, Nachlass Anna & Bernhard Blume
Rikuo Ueda konstruiert Apparaturen, die den Wind zur schöpferischen Kraft machen: Wenn nur milde Lüftchen wehen, sind die Striche zart wie Kalligrafien, RIKUO UEDA: Windzeichnungen, 2015, Ota garden, Wind, Tinte, Acrylfarbe auf Hong Kong – Dollarnote, 7.5 x 14 cm, mit freundlicher Genehmigung der MIKIKO SATO GALLERY
Die Stadt Dehli, in der Vibha Galhotra lebt und arbeitet, kennt keinen Tag ohne schlechte Luft. Die Künstlerin widmet sich mit ihrer Arbeit Vayu, dem altindischen Gott des Windes, der Luft und des Lebenshauchs. Man sieht sie auf dampfenden Müllhalden, an befahrenen Straßen und den Baustellen einer kapitalgetriebenen Urbanität. Es geht ihr um handfeste Eigentums- und Besitzverhältnisse. Angetrieben von der Erkenntnis, dass Unternehmer „saubere Luft“ in Flaschen abfüllen und im Internet zum Verkauf anbieten. Vibha Galhotra: Breath by Breath, Delhi, 2016/17, Foto: Vibha Galhotra

Nächste Veranstaltungen & Führungen

Für Schulen

Bildungs- und Vermittlungsprogramm ab Klasse 4

Das umfangreiche Angebot für Schulen finden Sie hier.

Die Angebote orientieren sich u. a. an den sächsischen Lehrplänen der Fächer Ethik, Sachkunde, Biologie, Chemie, Geografie aller Schularten.
Sie knüpfen an die Nachhaltigkeitsziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung an.

Die Führungen ab Klasse 4 und ab Klasse 8 beinhalten eine Einführung, einen Besuch der Luftwerkstatt „Luftstatt“ und abschließende Diskussionen im Plenum.

Führungen & mehr

Öffentliche Führung in der Sonderausstellung "Luft. Eine für alle"

Die Luft, die wir atmen

Bis Ende Dezember immer samstags, ab Januar 2025 alle 2 Wochen samstags

... für alle ab 12 Jahren
ohne Anmeldung, mit Museumsticket kostenfrei

Termine anzeigen

Buchbare Ausstellungsführung

Die Luft, die wir atmen

Alles, was wir tun, hat Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Luft, die eine entscheidende Rolle für die Veränderungen des Klimas spielt. Wir können wir die Luft gerecht nutzen? Wir laden Sie ein, gemeinsam Luft zu schnappen und genau darüber ins Gespräch zu kommen.

Dauer: ca. 1 Stunde / Buchung über den Besucherservice.

Experimente & mehr

Luftstatt

jeden letzten Sonntag im Monat, 14 bis 17 Uhr
ohne Anmeldung, Teilnahme mit Museumsticket
... geeignet ab 8 Jahren

Unsere „Luftstatt“ bietet Raum zum Experimentieren, Ausprobieren und Verschnaufen. Experimente, die gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Chemie der TU Dresden konzipiert wurden, machen große globale Zusammenhänge in kleinen chemischen Versuchen verständlich. Weitere Stationen laden ein, Eigenschaften der Luft kreativ zu nutzen oder Atempausen einzulegen.

 

Projektbeteiligte

Projektteam

Neli Wagner (DHMD), Kuratorin und Projektleitung
Nele-Hendrikje Lehmann (DHMD), Co-Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeit
Laura Schmidt (DHMD), Kuratorische Mitarbeit Vermittlung
Bettina Beer (DHMD), Projektassistenz

Ausstellungsgestaltung

Janek Müller (Berlin), Dramaturgie & Szenographie
Wir von Kebnekaise - Tina Buß, Irmhild Gumm (Berlin), Entwurfsplanung, Ausführungsplanung und Produktionsleitung
Wir von Kebnekaise mit Matthies, Weber und Schnegg (Berlin), Grafikgestaltung

Künstlerische Arbeiten u.a. von:

The Atmospheric Data Collective (ADC), Frank Bloem, Anna und Bernhard Blume, Zlatko Ćosić, Vibha Galhotra, Sonja Hornung und Daniele Tognozzi, Emily Parsons-Lord, Werner Reiterer, Karolina Sobecka und Chris Woebken, Koki Tanaka, Rikuo Ueda, Nils Völker u. v. m.

Arielle Bobb-Willis, Keyvisual
Funkelbach, Grafikdesign

Gefördert durch