Blick in einen Ausstellungsraum

Glück - Welches Glück Eine Ausstellung des Deutsche Hygiene-Museums und dem Siemens artsprogramm

06. Mär 2008 - 04. Jan 2009

Einführung

Die Sonderausstellung Glück –- welches Glück im Deutschen Hygiene-Museum betrachtete das Streben nach dem Glück als eine Grundkonstante des Menschseins. Gleichzeitig warf sie die Frage nach dem gelingenden Leben auf, die seit über 2000 Jahren ein zentrales Motiv der Philosophie darstellt. Was die Menschen aber für ihr Glück halten –- Reichtum, Macht, Gerechtigkeit, Liebe - das ist seit jeher von den kulturellen, ökonomischen und religiösen Bedingungen geprägt, unter denen diese Vorstellungen entwickelt wurden. Im deutschen Wort "Glück" fallen zudem zwei Aspekte in eins, die in vielen anderen Sprachen sorgfältig unterscheiden werden: Glück haben (engl.: luck) und glücklich sein (engl.: happiness). Auch damit hat sich die Ausstellung auseinandergesetzt. Welches Glück ist gemeint, wenn wir vom Glück sprechen?

 

Die Ausstellung bot ihren Besuchern keinen weiteren Glücksratgeber an, sie war vielmehr als ein fantasievoller Erlebnisparcours durch die historischen und gegenwärtigen Ausformungen des Glücks angelegt. Dem neugierigen Besucher eröffnete sie ein Experimentierfeld für einen erweiterten Glücksbegriff. Glück tauchte in der Ausstellung in vertrauten Konstellationen auf, aber auch in überraschender Gestalt: als Inbegriff von Liebe, Freiheit oder Glauben ebenso wie als Synonym für Intuition, Unsterblichkeit oder Utopie. Darüber hinaus zeigte die Ausstellung, dass Glück nie ohne sein Gegenteil zu denken ist, dass Unglück, Schmerz und Verlust gleichwertige Bestandteile des menschlichen Lebens sind.

 

In einer assoziativen Abfolge von Exponaten der Kunst- und Kulturgeschichte, wissenschaftlichen Objekten und zeitgenössischer Kunst inszenierte Glück –- welches Glück auf rund achthundert Quadratmetern Ausstellungsfläche ganz unterschiedliche Aspekte des Glücks. Der durch die Ausstellungsräume flanierende Besucher konnte in den Widersprüchlichkeiten dieses schillernden Kaleidoskops seinen eigenen Weg finden.

Abteilungen

1. Liebe: Spiritualität - Utopie

Seit jeher träumen die Menschen von einem paradiesischen Ort, an dem sich ihre Glücksvorstellungen verwirklichen. Während einige Religionen diesen Ort im Jenseits ansiedeln, wollen manche Utopisten das Himmelreich bereits auf Erden verwirklichen. Doch die meisten Menschen denken beim Paradies vor allem an etwas ganz Naheliegendes: an ihr individuelles Glück in der Liebe. Gibt es ein alles umspannendes Prinzip der Liebe?

2. Restaurant: Genuss - Verteilung - Migration

Dass Geld allein nicht glücklich macht, weiß der Volksmund seit langem. Dennoch ist das Streben nach materiellen Werten ein wichtiger Antrieb für viele Menschen. Der globalisierte Markt hat in den letzten Jahren weltweit auch zu einer Steigerung des Wohlstands geführt. Aber dieser Prozess geht zu Lasten der natürlichen Ressourcen, und gleichzeitig öffnet sich die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter. Kann die Globalisierung künftig für mehr Gerechtigkeit sorgen?

 

3. Sport: Moderne Helden - Kick & Flow

Glückserlebnisse sind manchen Menschen nur die Hälfte wert, wenn sie dabei kein Wagnis eingehen. So genannte Risikosportarten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, weil sie offenbar das beglückende Gefühl vermitteln, mit den eigenen Ängsten fertig werden zu können. Das Leben wird in solchen Extremerfahrungen als permanente Herausforderung in Szene gesetzt.
Wohin führt diese Spirale der Selbstüberbietung?

 

4. Neuronen: Regionen und Substanzen - Glück auf Rezept

Eine wichtige Erkenntnis der aktuellen Hirnforschung lautet: neurobiologisch sind wir gar nicht darauf angelegt, dauerhaft Glück zu empfinden. Vielmehr sorgt das so genannte Belohnungssystem dafür, dass wir nach immer neuen Momenten des Glücks streben müssen. Glücksgefühle haben darum auch eine große Bedeutung für unsere Wünsche, Überzeugungen und Wertvorstellungen.
Kann uns die Hirnforschung auch etwas darüber sagen, worin das Glück selbst besteht?

5. Musik: Singen - Musik Hören

Es ist eine uralte Erfahrung: Musik spricht unmittelbar unsere Gefühle an, sie kann glücklich oder traurig stimmen, sie macht aggressiv oder entspannt. Musik weckt durch ihre Wirkung auf emotional bedeutsame Gedächtnisinhalte auch unser Erinnerungsvermögen. Sie kann sogar Leiden und Schmerzen lindern, indem sie Gehirnbereiche blockiert, die Angst und Furcht vermitteln.
Was schwingt in uns, wenn Musik uns glücklich macht?

6. Körper: Schönheit - Unsterblichkeit

Schönheit und Gesundheit des Körpers sind Idealvorstellungen, die eng mit dem Glück verbunden sind. Der Körper ist aber auch zu einem Schauplatz für Identitätssuche und Selbstinszenierung geworden. Auf einem sich ausweitenden Markt kann man heute aus einem breiten Angebot von Körperbildern wählen. Der Körper erscheint in diesen Images als ein möglicher Weg zum Glück.
Wo wird diese Reise enden?

7. Fortuna: Unglück - Berechenbarkeit - Zufall - Intuition

Glück zu haben ist nicht logisch und nie berechenbar. Das Glücklichsein selbst kann in rauschhaften Momenten bestehen, die man aber nicht ins Unendliche verlängern kann. Dennoch versuchen die Menschen seit jeher, das Glück festzuhalten. Sie wollen  ihr Schicksal beeinflussen durch Berechnungen, Vorhersagen, Beschwörungen oder Opfer.
Glück – welches Glück suchen wir?

Ein Ausstellungsprojekt des Deutschen Hygiene-Museums Dresden in Kooperation mit dem Siemens Arts Program