Über die Ausstellung
Kurator: Beat Hächler, Alpines Museum der Schweiz
Konzeption und Regie: Gian Suhner
Adaption und Erweiterung für die Präsentation im DHMD:
Co-Kurator: Andreas Geißler, kursiv | text-objekt-raum, Dresden
Kuratorisch-wissenschaftliche Projektassistenz: Kathrin Haase
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie «Nordkorea» hören? Totalitärer Führerstaat, Menschenrechtsverletzungen, Ernährungskrisen, atomare Drohgebärden – das dürften heute wohl die geläufigsten Assoziationen sein. Weniger deutlich wird das Bild, wenn danach gefragt wird, wie es den rund 25,5 Millionen Nordkoreaner:innen in ihrem Alltag geht und wie sie über ihre Welt denken.
Wie und worüber ist ein Austausch mit Menschen in einem repressiven und isolierten System möglich? Ein Schweizer Filmteam bereiste in der politischen Tauwetterperiode 2018/19 die koreanische Halbinsel und wählte die Berge als Leitmotiv für Filmbilder und Interviews. Aus den Gesprächen über Naturerfahrungen, Landschaftserlebnissen und identitätsstiftenden Bergerzählungen entstanden einzigartige filmische Mikrogeschichten. Die Ausstellung Let’s Talk About Mountains, die auf diesem Filmmaterial basiert, lässt uns in einen Alltag blicken, wie er kaum in anderen Medien vorkommt. Es sind spontane, aber auch arrangierte Begegnungen – ebenso berührend wie herausfordernd in der Frage, was das Gezeigte bedeutet, wenn wir mehr verstehen wollen als das, was wir sehen.
Können Berge und andere Naturräume gleichsam private Rückzugsräume in einem totalitären Staat sein? Im Deutschen Hygiene-Museum wird die Ausstellung des Alpinen Museums der Schweiz um einen zeithistorischen Kommentar ergänzt. Berge waren - was nur wenig bekannt ist - während der Teilung Deutschlands ein Bezugspunkt zwischen Nordkorea und der DDR. In den 1980er Jahren folgten sächsische Bergsteiger:innen einer staatlichen Einladung in die nordkoreanischen Gebirgswelt und erschlossen dort anspruchsvolle Kletterrouten. Das Freiklettern im Elbsandsteingebirge bedeutete für sie persönliche Freiheit und erlaubte die Erweiterung der eigenen Grenzen, wo Landesgrenzen nicht zu überwinden waren. Mit vier der damaligen DDR-Sportler:innen wurden für die Dresdner Präsentation eigene Interview-Filme produziert, in denen sie über ihre Grenzerfahrungen während ihrer Reisen nach Nordkorea berichten.