Im Zentrum eine junge Journalistin mit Kopfhörern, die sich in einer Ausstellung Notizen macht. Vor und hinter ihr stehen weitere Pressevertreter.

Pressemitteilung

Ein Treffpunkt für die Stadtgesellschaft

HY! – Der neue Community-Raum im Deutschen Hygiene-Museum


Im Deutschen Hygiene-Museum wurde heute bei einem Pressegespräch ein neuer Veranstaltungsraum vorgestellt.  HY! – Der Community-Raum bietet Akteuren der Stadtgesellschaft und migrantischen Initiativen die Möglichkeit, interne Veranstaltungen durchzuführen oder gemeinsam mit dem Museum Projektideen für das allgemeine Publikum zu realisieren. Der Community-Raum kann dank der Unterstützung durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt im Rahmen der Förderrichtlinie „Integrative Maßnahmen“ zur Verfügung gestellt werden. Mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von ca. 77.000 € konnten die Grundausstattung des Raumes umgesetzt und die Kosten für Personal und Projektmittel im Jahr 2025 übernommen werden.


HY! – Was heißt das eigentlich?

Der Name „HY!“ für den neuen Community-Raum bezieht sich zunächst auf die beiden Anfangsbuchstaben des Hygiene-Museums. Und dann ist er eine etwas andere Schreibweise für die international gebräuchliche und darum in vielen Sprachen verständliche und freundschaftliche Begrüßungsform „Hi!“ Mit anderen Worten: Herzlich willkommen im HY!

 

Das HY! und die Öffnung für die Stadtgesellschaft

Das HY! hat eine Fläche von ca. 100 m² und bietet Raum für Veranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmer:innen. Es ist in den Räumlichkeiten des ehemaligen Museums-Shops im Zentrum des Museumsbetriebs untergebracht und damit für alle Besucher:innen des Hauses gut wahrnehmbar. Das HY! wird bereits seit einiger Zeit von der Dresdner Seniorenakademie genutzt und soll in den nächsten Monaten in einer Pilotphase zunächst von Teilnehmer:innen der Community-Werkstatt des Museums bespielt werden. In der Community-Werk­statt arbeiten das DHMD und migrantische Initiativen aus Dresden schon seit 2021 zusammen, um neue Ideen und Erfahrungen in die Museumsarbeit einfließen zu lassen. Perspektivisch soll der Raum im kommenden Jahr auch für weitere Akteure geöffnet werden.

Der neue Community-Raum ist ein Baustein im Prozess der umfassenden Öffnung des Museums für ein möglichst vielfältiges Publikum und für Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen. Zu dieser Gesamtstrategie gehören die inklusiven Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen, für die das DHMD schon seit vielen Jahren vorbildliche Arbeit leistet, mehrere Outreach-Projekte in Dresden-Gorbitz, Hoyerswerda und Löbau sowie die enge Kooperation mit Menschen mit Migrationserfahrungen, die seit der Teilnahme des Museums am Projekt 360 Grad der Kulturstiftung des Bundes (2018 bis 2024) intensiviert wurde.

Im Rahmen der ab dem 20. Juni zu sehenden trinationalen Sonderausstellung Freiheit. Eine unvollendete Geschichte haben Teilnehmende der Community-Werkstatt mit der amerikanischen Künstlerin Tracey Snelling an einem Stadtmodell Dresdens gearbeitet, auf dem öffentliche Räume der Freiheit und Unfreiheit abzulesen sein werden. In der Ausstellung werden auch Führungen durch Dresdner:innen mit Migrationserfahrung stattfinden.

Für die Direktorin des Deutschen Hygiene-Museums, Dr. Iris Edenheiser, ist der Community-Raum eine wichtige Etappe im Rahmen der langfristig angelegten Öffnungsstrategie des Museums: „Ich freue mich, dass wir engagierten Initiativen der Stadtgesellschaft mit dem HY! jetzt eine neue Plattform anbieten können. Im Vergleich zu anderen Angeboten für Migrant:innen in Dresden besteht die Besonderheit des HY! darin, dass wir uns auch über Themen austauschen und Projekte aufsetzen wollen, die wir hier im Museum in anderen Formaten bearbeiten. Diese Form des Austauschs, der Teilhabe und Perspektivenvielfalt bietet große Chancen für uns alle.“

 

Die erste öffentliche Veranstaltung im HY!

Mit der Lebendigen Bibliothek findet am 17. Mai von 14 bis 17 Uhr die erste öffentliche Veranstaltung im HY! statt. Unter dem Motto Mit allen Sinnen erzählen vier Migrant:innen ihre persönlichen Geschichten ihrer Flucht und ihres Ankommens in Dresden. Angeregt von der aktuellen Sonderausstellung Luft. Eine für alle soll der Zugang dabei über Gerüche und Geruchserinnerung erfolgen.  Najah Alnajari (Syrien/Kurdistan), Ilona Havrylova (Ukraine), Roya Mulhamad Taher (Afghanistan) und Christian José Hartmann Perez (Venezuela) laden im Anschluss an ihre Erzählungen das Publikum zum Gespräch ein. Die Lebendige Bibliothek ist ein Erzählformat in Kooperation mit dem Bildungsprojekt „Dresdner Migrationsgeschichten“ des Ausländerrates Dresden e. V.

Ivana Pezlarova, die die Lebendige Bibliothek beim Ausländerrat betreut, schätzt die Zusammenarbeit mit dem Hygiene-Museum folgendermaßen ein: „Die Teilnahme an der Community-Werkstatt bringt unserem Projekt eine wertvolle und nachhaltige Kooperation, die uns und unsere Arbeit sichtbarer macht. Für viele Ehrenamtliche, die mit uns die Lebendige Bibliothek im HY! organisieren, ist es die erste Begegnung mit dem Hygiene-Museum. Dadurch fällt die Hemmschwelle gegenüber einer so großen kulturellen Einrichtung und es zeigt, wie sehr das Museum das Wissen und die Talente unserer Ehrenamtlichen wertschätzt. Zudem ist die kostenlose Nutzung der Räumlichkeiten für uns als Projekt mit einem engen Budget essenziell. “

 

Weitere Veranstaltungen sind in Planung

Das Chinesisch-Deutsche Zentrum e. V. wird im September einen Vortrag zur studentischen Migration aus China nach Deutschland veranstalten. Geschäftsführerin Si Cao schätzt die Zusammenarbeit so ein: „Ich sehe im HY! die Chance für eine intensivere und nachhaltigere Zusammenarbeit – nicht nur zwischen dem DHMD und den Communitys, sondern auch zwischen den Communitys selbst. Durch das HY! können wir sichtbarer werden, voneinander lernen, uns vernetzen und gemeinsam einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten – z. B. durch ein noch geplantes interkulturelles Frauentreffen, das wir gemeinsam mit dem Ausländerrat und weiteren Partnern organisieren möchten.“

Der Afropa e. V., ebenfalls ein Mitglied der Community-Werkstatt, wird gemeinsam mit der Abteilung „Bildung und Vermittlung“ des Museums ein Projekt unter dem Titel „Wir sind alle gleich – wir sind alle Kinder“ entwickeln, in dem vor allem Kinder angesprochen werden sollen, die sonst nie ins Museum gehen. Luis Mazuze erläutert zu den Hintergründen dieser Idee: „Im Rahmen des Projekts ‚GleichTeilhabe‘ und ‚KiGA – Kinder gegen Rassismus‘ habe ich viele Begegnungen mit Menschen, die mit dem Leben hier in Deutschland nicht klarkommen. Das Schlimme ist, dass viele Eltern ihre Kinder aus Angst ungern zur Schule gehen lassen – und den Sinn eines Museumsbesuchs können sie sich gleich gar nicht vorstellen. Im Rahmen unserer Sensibilisierung zu ‚GleichTeilhabe‘ würde uns die Nutzung des Raumes darum sehr entgegenkommen.“

 

Foto: Anja Schneider