Im Zentrum eine junge Journalistin mit Kopfhörern, die sich in einer Ausstellung Notizen macht. Vor und hinter ihr stehen weitere Pressevertreter.

Pressemitteilung

Wiedereröffnung nach Frischzellenkur

raum  "Leben und Sterben" in der Dauerausstellung Runderneuert

Der Themenraum LEBEN UND STERBEN der Dauerausstellung "Abenteuer Mensch" ist seit dem 15. Februar 2017 mit einer neuen inhaltlichen Konzeption und in vollkommen neuer Gestaltung wieder für das Publikum zugänglich. Eine grundlegende Überarbeitung dieser Ausstellungsabteilung war nicht zuletzt dadurch notwendig geworden, dass sich unsere Sicht auf den Anfang und das Ende des menschlichen Lebens seit der Eröffnung der Dauerausstellung vor fast fünfzehn Jahren spürbar verändert hat.

Die Hände über ihrem gewölbten Bauch verschränkt und mit hochgezogener Augenbraue begrüßt eine junge Frau die Besucherinnen und Besucher am Beginn des Themenraums. Das Bild stammt von dem berühmten Fotografen Will McBride und zeigt seine schwangere Frau Barbara Wilke. Als das Foto 1960 in der Zeitschrift Twen erschien, war es ein Skandal. Die öffentliche Zurschaustellung von Schwangerschaft galt damals als obszön. Ein halbes Jahrhundert später hat sich unser Verhältnis nicht nur zu diesem Aspekt des Lebens deutlich verschoben. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben dazu ebenso beigetragen wie sich wandelnde individuelle Einstellungen und gesellschaftliche Werte. Der neue Themenraum spürt diesem ständigen Wechselspiel von Wissenschaft und Gesellschaft in fünf Abteilungen nach.

Historische und aktuelle Exponate aus der Sammlung des Deutschen Hygiene-Museums sowie zahlreiche Medienstationen werden den Besucherinnen und Besuchern Anlässe und Stoff für Gespräche und Diskussionen bieten: Wann beginnt das menschliche Leben? Mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle? Mit dem ersten Herzschlag? Mit dem Bewusstsein? Und wann endet es? Mit dem Erlöschen des Bewusstseins? Mit dem letzten Herzschlag? Oder mit dem Tod der letzten Zelle? Und was passiert dazwischen? Wie gehen wir mit Krankheit um? Wie mit dem Älterwerden?

DIE ABTEILUNGEN

In der ersten Abteilung Das Leben beginnt werden die biologischen Vorgänge der embryonalen Entwicklung bis zur Geburt gezeigt. Darüber hinaus vermittelt sie aber auch, wie wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder gesellschaftliche Debatten prägten. So hat die mediale Popularisierung des Embryos nicht nur das Erleben einer Schwangerschaft verändert, sondern auch den Diskurs über den Beginn des Lebens beeinflusst.

Im Mittelpunkt der Abteilung Bausteine des Lebens steht die Zelle als kleinste Einheit des Lebens. Neuste Erkenntnisse aus der Forschung zeigen Versuche, aus einzelnen Zellen funktionstüchtige Organe zu züchten – vom künstlichen Ohr bis zum Mini-Gehirn. Daneben verweisen die Möglichkeiten der modernen Fortpflanzungsmedizin auf ethische Fragen rund um das werdende Leben.  

Die Abteilung Leben mit Krankheit zeigt, dass Krankheit zum Leben gehört – trotz allen medizinischen Fortschritts. Moderne Diagnosemethoden, aber auch Objekte zur Selbstbehandlung aus den letzten 150 Jahren verdeutlichen Veränderungen im Umgang mit Krankheit.

Wer lebt, altert. Jedoch haben verbesserte Lebensbedingungen und medizinische Fortschritte die Lebenserwartung in unserer Gesellschaft stark erhöht. In der Abteilung Länger Leben wird die damit einhergehende radikale Veränderung in den Vorstellungen vom Alter gezeigt: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht das Alter zwischen Selbstverwirklichung und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Der Wunsch, nicht sterben zu müssen, ist so alt wie die Menschheit – doch irgendwann endet jedes Leben. Die letzte Abteilung Das Leben endet verweist auf die Endlichkeit unseres Da-seins, begreift aber auch das Abschiednehmen und Sterben als Teil des Lebens.

MEDIENSTATIONEN

Für den neuen Ausstellungsraum wurden auch zahlreiche Medienstationen neu produziert (Gestaltung: Stefan Matlik, Essenheim, sowie Robert Matzke, 5°sued, Gruppe für Gestaltung und Kommu-nikation, Dresden). Die Texte werden u.a. gesprochen von den Dresdner Schauspielerinnen und Schauspielern Christine Hoppe, Staatsschauspiel Dresden, Charlotte Mednansky, Schauspielerin und Tom Mikulla.

INKLUSIVE ELEMENTE

Der Freistaat Sachsen förderte im Rahmen des Aktionsplans Behindern-Verhindern die Entwicklung und Produktion zahlreicher inklusiver Elemente, so z.B. tastbare Zell- und Geburtsmodelle, Videos mit Untertiteln und Audiodeskriptionen, Hörstationen für blinde und sehbehinderte Besucher und einen Ausstellungsguide in Deutscher Gebärdensprache, der künftig als App zur Verfügung stehen wird.

FÖRDERER

Das in Radebeul ansässige Unternehmen Bio Crea GmbH und der Freundeskreis Deutsches Hygiene-Museum e.V. ermöglichten den Ankauf der Glasviren von Luke Jerram.

PROJEKTTEAM

Kuratorische Gesamtleitung
Gisela Staupe, Deutsches Hygiene-Museum

Kuratorisch-wissenschaftliche Mitarbeit
Christian Hunziker, Wolf Unterberger, Deutsches Hygiene-Museum

Gestaltung und Bau
Gestaltung: Albert + Guccione exhibition design, Dresden
Ausstellungsgrafik: Karen Weinert, Grafik-Design, Dresden
Bauleitung: Antje Cremer, Cremer + Schulze + Streit Planungsbüro, Dresden-Pillnitz

 

Bildnachweis Pressefoto
Oliver Killig

Foto: Oliver Killig