Neue Entwicklungen im Rechtsextremismus und Rechtspopulismus
Alexander Häusler, Sozialwissenschaftler, Hochschule Düsseldorf
Tagung mit Vorträgen und Praxisworkshops
Eine Tagung des Deutschen-Hygiene Museum Dresden in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Mercator Forum Migration und Demokratie an der TU Dresden, dem Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden, dem TRAWOS-Institut der Hochschule Zittau/Görlitz, dem Kulturbüro Sachsen e.V. und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.
EINFÜHRUNG
Die Bedrohung von rechts ist deutlich vielfältiger und divergenter geworden. Nicht mehr nur gewaltbereite Neonazis arbeiten an einer Erneuerung des deutschen Reiches, auch nationalkonservative Rechtspopulisten und völkische Nationalisten, Identitäre und Reichsbürger agitieren gegen die Bundesrepublik Deutschland, jeweils mit ganz eigenen Konzepten, Zielen und Strategien.
Das Ziel der Tagung ist es, diese Vielfalt zu thematisieren und zugleich nach den verbindenden Elementen zu suchen: Welche Ideologien bilden die Versatzstücke für die unterschiedlichen Welterklärungsmodelle und welche gemeinsamen Ziele verbinden die verschiedenen Aktionsfelder am rechten Rand der Gesellschaft? Wie beeinflussen gesellschaftliche Transformationsprozesse die Zustimmung und Ablehnung zu diesen Erklärungsmodellen und Bewegungen? Welche Wechselwirkungen gibt es über mediale Berichterstattung und mediale Vernetzung zwischen Gesellschaften und dem rechten Spektrum?
Mit einem breiten Angebot aus Vorträgen und Workshops richtete sich die Tagung vor allem an jene, die in ihren beruflichen und privaten Kontexten mit diesen Herausforderungen konfrontiert werden. Auf der Tagung erhielten sie Hintergrundinformationen zu den einzelnen Akteuren und Strukturen und lernten Strategien für ihre tägliche Arbeit kennen.
14.00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Prof. Klaus Vogel, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung
Dr. Johannes Schütz, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Zu Beginn der Tagung wird das gesamte Feld rechter Spieler in den Blick genommen. Es wird versucht, die Akteure und die Bewegungsformen anhand ihrer Weltbilder und Aktionsfelder zu differenzieren, zugleich aber auch die ideologischen Überschneidungen herauszuarbeiten und personale Netzwerke und Beziehungsmuster aufzudecken. Damit lassen sich die Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Querverbindungen rechter Akteure erfassen, um sie anschließend am Beispiel der Identitären Bewegung durchzugehen und konkret die Problematik der Vielfalt und Einheit rechter Akteure veranschaulichen zu können.
14.30 Uhr: Neue Entwicklungen im Rechtsextremismus und Rechtspopulismus
Alexander Häusler, Sozialwissenschaftler, Hochschule Düsseldorf
15.45 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Herausforderungen durch neue Akteure: Das Beispiel der Identitären Bewegung
Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin, Universität Wien
17.15 Uhr: Workshopphase I
Themen:
Die Identitären - Jugendbewegung der Neuen Rechten Natascha Strobl, Universität Wien
Rechte Akteure in deutschen Parlamenten Alexander Häusler, Hochschule Düsseldorf
„Bürgerproteste und Protestbürger“, Dr. Steven Schäller, Technische Universität Dresden
Souveränität als Ziel. "Reichbürger" und andere Souveränist*innen in Deutschland, Jan Rathje, Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin
Gewalt und Terrorismus von rechts: Entwicklungen seit dem öffentlichen Bekanntwerden des „NSU“ Dr. Matthias Quent, Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena
Eine neue soziale Bewegung von rechts - Schulterschluss von Bürger*innen und Neonazis am Beispiel Sachsens Michael Nattke, Kulturbüro Sachsen Dresden
Was machen Neonazis? Ihre Position und Rolle in der aktuellen Entwicklung Andreas Speit, Hamburg
Im zweiten Panel stehen die Ursachen im Mittelpunkt der Tagung. Was sind Faktoren, die die Entwicklung und Verbreitung von menschenfeindlichen Vorurteilen, exkludierenden Identitätsvorstellungen und Elitenverachtung stärken und die Bereitschaft zu symbolischer und physischer Gewalt steigern? Dabei soll ein Blick auf die Transformationsgesellschaften geworfen werden: Lässt sich der Zulauf zu rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien und Bewegungen in Europa und den USA durch die neoliberale Politik erklären? Welche Rolle spielt der Umbruch in den postkommunistischen Gesellschaften für das Erstarken des dortigen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus? Zugleich werden anhand von Detailstudien die individualpsychologischen Faktoren in den Blick genommen und spezifische Sozialisationserfahrungen und Vergemeinschaftungspraktiken als Möglichkeitsbedingungen für die Übernahme rechter Ideologien erörtert.
9:30 Uhr: Ökonomische Notwehr oder autoritäre Wende? Kontroversen um das Erstarken der neuen Rechten in Europa
Prof. Dr. Silke van Dyk, Soziologin, Universität Jena
10:45 Uhr: Ein Saatbeet für rechte Bewegungen in Ostmitteleuropa? Postkommunistische Gesellschaften im Vergleich
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Soziologe, Hochschule Zittau/Görlitz
12:00 Uhr Mittagspause
13:00 Uhr: Workshopphase II
Themen:
Aus der Krise ... nach Rechts? Folgen ökonomischer und kultureller Deprivation in Europa Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Hochschule Zittau/Görlitz
Die radikale Rechte in den postkommunistischen Gesellschaften – ein Ländervergleich Dr. Tatiana Golova, Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien Berlin
Identität oder Klasse? Über eine falsche Alternative in Zeiten des Rechtspopulismus Prof. Dr. Silke van Dyk, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Religion und Kirchen als Widersacher oder Komplizen des Rechtspopulismus? PD Dr. Oliver Hidalgo, Universität Regensburg
Heimat ist nicht der Ort, sondern die Gemeinschaft der Gefühle. Zur Frage von Zugehörigkeit in der modernen Gesellschaft Dr. Justus H. Ulbricht, Dresdner Geschichtsverein Dresden
14:30 Uhr:
„Leistungen unserer Vorfahren?“ Zur Kritik des Rechtsextremismus aus transgenerationeller Perspektive
Dr. Jan Lohl, Sozialpsychologe, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main
15:45 Uhr: Kaffeepause
16:00 Uhr: Workshopphase III
Themen:
Rechte Geschichtspolitik. Analysen rechtspopulistischer Propagandareden, Dr. Jan Lohl, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main
Neue Lebensfelder – Das Wirken der Völkischen Siedler Marius Hellwig, Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin
Probleme in der Praxis pädagogischer Institutionen der frühkindlichen Erziehung, Danilo Starosta, Kulturbüro Sachsen Dresden
Frauen in der extremen Rechten – Geschlechter- und Rollenbilder, Prof. Dr. Michaela Köttig, Fachhochschule Frankfurt am Main
Die Angstprediger - Rechtes Denken in Kirchen und christlichen Gemeinschaften, Dr. Liane Bednarz, Hambur
"Nicht einfach nur Musik!" - RechtsRock als Multi-Tool der Neonazi-Szene Steffen Heerdegen, Mobit e.V. Erfurt
17:30 Uhr: Abendessen
19:00 Uhr: Öffentliche Abendveranstaltung:
Erwachen zum großen Schlafkrieg
Über rechte Mobilisierung im Netzzeitalter
Lecture-Performance mit Arne Vogelgesang, freier Autor, Regisseur und Gründer des Theaterlabels „internil“, Berlin
Anhand von Bild- und Videobeispielen vollzieht Arne Vogelgesang nach, wie sich rechte Akteure jene Veränderungen zu Nutze machen, die soziale Medien in unseren Vorstellungen von Öffentlichkeit und Politik bewirken: von der Verpoppung der Grenzüberschreitung bis zur Kannibalisierung der gesellschaftlichen „Mitte“, der von der Privatisierung des Politischen bis zum Streit um ein „Monument“ auf dem Dresdner Neumarkt.
Im dritten Panel werden die Kommunikationsformen behandelt, mit denen rechte Akteure nach innen und außen kommunizieren, aber auch diese, in denen die rechten Ränder thematisiert werden. Das Internet ist der Katalysator der extremen Rechten: Es bietet ihnen neue Verbreitungsmöglichkeiten für ihre Ideologien und ermöglicht die umfangreiche Vernetzung vielfältiger Akteure. Zum einen wird darüber informiert werden, über welche Kanäle sich die unterschiedlichen rechten Akteure verbinden und wie rechtspopulistische Parteien und rechtsextreme Kameradschaften die digitalen Medien zur Vernetzung und Inszenierung nutzen. Zum anderen soll aufgezeigt werden, wie die medial produzierten Bilder von der extremen Rechten zur Wahrnehmung und Aushandlung des Phänomens in der deutschen Gesellschaft beitragen.
9:00 Uhr: Politische Kommunikation im digitalen Zeitalter
Prof. Dr. Gerhard Vowe, Kommunikationswissenschaftler, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
10:15 Uhr: Medienhandeln von rechts: Entwicklung und Ausrichtung der rechten Medienlandschaft heute
Prof. Dr. Fabian Virchow, Sozialwissenschaftler, Hochschule Düsseldorf
11:30 Uhr: Kaffeepause
11:45 Uhr: Workshopphase IV
(A)soziale Medien: Hasskommentare im Internet als Radikalisierungsmoment Dr. Cornelia Mothes, Technische Universität Dresden
Über die Funktionen des rechten Medienangebots (print/online), Prof. Dr. Fabian Virchow, Hochschule Düsseldorf
Echokammern und Filterblasen: Vernetzung über Social Media Simone Rafael, Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin
Kampf um die Straßen und Kampf um die Deutung: Verknüpfung von Demonstrationen, Bürgerprotesten und Kommentarspalten Dr. Sebastian Kurtenbach, Fachhochschule Münster
Zehn Regeln für erfolgreiche Kommunikation Prof. Dr. Gerhard Vowe, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
13:15 Uhr: Mittagessen
14:30 Uhr: Podiumsdiskussion u.a. mit Prof. Dr. Hans Vorländer, Politikwissenschaftler, Technische Universität Dresden, Kübra Gümüşay, Journalistin und Bloggerin, Prof. Rebecca Pates, PhD, Politikwissenschaftlerin, Universität Leipzig, Arne Vogelgesang, freier Autor und Regisseur, Prof. Dr. Gerhard Vowe, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
16:00 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Rassismus“
In Kooperation mit